Über meine Urgroßtante Christiane Friederike Kemmner weiß ich leider nicht viel. Die Tante meines Opas starb bereits 1910 mit nur 22 Jahren an einer schweren Krankheit. Trotzdem möchte ich ihr Leben kennenlernen und so viel über sie erfahren, wie möglich.
Christiane wurde am Donnerstag, den 29. September 1887 um acht Uhr morgens in Unterensingen geboren. Sie war das siebte von acht Kindern ihrer Eltern Christiane Luise und Christian Kemmner, über die ich schon berichtet habe. Am folgenden Mittwoch, den 5. Oktober um 10 Uhr vormittags wurde sie in der evangelischen Kirche in Unterensingen von Pfarrer Hartman getauft. Ihre Taufpaten waren Urban Kottler, Bauer und Gemeindevorstand sowie Anna Maria Gähr, Jakobs. Ux (Ehefrau).
Urban Kottler, Bauer und Gemeindevorstand, war Christiane's angeheirateter Halbonkel, also der Ehemann der Halbschwester ihres Vaters. Kottlers waren damals wohlhabende Bauern, sie besaßen ein großes Anwesen des ehemaligen Spitalhofes des Esslinger St. Katharinenspitals (Quelle). Mittlerweile konnte ich auch ein Foto von Urban und Barbara Kottler mit ihren Kindern finden.
In der Familienbibel der Eltern Christian und Christiane ist festgehalten: „Den 29. September 1887 ist mir meine zweite Tochter geboren und in der Heiligen Taufe die Namen Christiane Friederike erhalten. Gott gebe, dass auch ihr Name am Himmel angeschrienen ist.“ Christiane wurde später liebevoll „Nanne“ genannt.
Ich möchte glauben, dass Christiane eine schöne Kindheit hatte. Sie wuchs in der Boide 172 auf. Nach Änderungen der Straßennamen lautet die Adresse heute Nürtinger Straße 20. Das Haus unterhalb der evangelischen Kirche hatte einen großen Garten. Ihre Eltern Christian und Christiane waren sehr religiös, vermutlich wurden auch Hausgottesdienste gehalten und die Kinder genoßen eine christliche Erziehung. Da Christiane fünf ältere Brüder hatte, musste sie vermutlich in ihrer Kindheit nicht allzu stark bei den bäuerlichen Aufgaben anpacken. Vermutlich besuchte sie mit sieben Jahren die Volksschule im Ort.
Im Jahr 1901 fand ihre Konfirmation statt, sie war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt. Gemeinsam mit neun anderen Jungen und 15 weiteren Mädchen wurde sie durch Pfarrer Kober konfirmiert. Ihr Name ist im Konfirmationsregister des Ortes festgehalten.
Vermutlich besuchte Christiane nach der siebenjährigen Volksschule die Sonntagsschule in Unterensingen - etwa 1901/1902. Genau aus dieser Zeit ist ein Foto erhalten, dass die Mädchen der Sonntagsschule in Unterensingen zeigt. Da wir leider nicht genau wissen, wie Christiane ausgesehen haben mag, können wir nur vermuten. Ihrem gemalten Portrait und dem Aussehen ihrer Schwestern nach zu urteilen, könnte sie das Mädchen ganz links sein oder die zweite von rechts in der ersten Reihe... Was denkt ihr?
Unabhängig davon, welches Mädchen sie genau war, hat sie sicherlich ähnliche Kleidung getragen, wie die Mädchen im Bild.
Was Christiane in ihrer Jugend gemacht hat, können wir nur erahnen. Ihre ältere Schwester Marie hat nach der Schule Hauswirtschaft bei einer Professorenwitwe in Stuttgart gelernt. Es handelte sich dabei um eine angesehene Ausbildung, die sich nicht viele Bauernfamilien leisten konnte. Vermutlich hat auch Christiane diese Ausbildung gemacht und wurde in der Hauswirtschaft gelehrt.
Mit etwa 20 Jahren muss Christiane schwer krank geworden sein. Sie erholte sich nicht mehr und starb zwei Jahre später am 16. Februar 1910. In der Familienbibel steht: „Den 16. Februar 1910 mittags um halb elf ist unsere Tochter Nanne nach einer 2-jährigen furchtbar schweren Krankheit sanft in den Herrn entschlafen und wurde am 18. Februar beerdigt. Ihr Leichentext heißt: Wer überwindet soll mit weißen Kleidern umlegt werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Offenbarung Joh. 3 - Vers 5. Nanne erreichte ein Alter von 22 Jahren und vier Monaten“. Um welche Krankheit es sich wohl gehandelt hat?
Im Sterberegister ist vermerkt, dass Christiane ledig war. Die Beerdigung fand am 18. Februar 1910 nachmittags um 2 Uhr statt. Die Grabrede wurde von Pfarrer Wacker gehalten. Sie wurde sicherlich von ihren Eltern und Geschwister schmerzlich vermisst.
Comments