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Kürzliche Updates auf Gestern & Vorgestern 02

Mit der Erforschung der Ahnen ist man nie fertig. Ich finde immer wieder neue Quellen, Fotos oder Anhaltspunkte. Auch durch das Erforschen der Geschwister oder Eltern, finde ich immer wieder neue Informationen über meine Vorfahren. Daher fasse ich in diesem Beitrag die letzten Veränderungen meiner bereits beschriebenen Vorfahren zusammen.


 

16. Juni 2020



Nachdem ich durch andere Personen etwas Übung beim Finden von Kriegs- und Friedensstammrollen aus Württemberg gesammelt habe, konnte ich auch Gottliebs Eintrag für seine einjährige freiwillige Dienstzeit als Soldat in den Friedensstammrollen finden:


Am 1. Oktober 1902 kam Gottlieb seiner einjährigen Militärpflicht beim Grenadier Regiment 119 in Stuttgart nach. Da zu dieser Zeit kein Krieg herrschte, wurde er an der Waffe und als Krankenträger ausgebildet (Quelle). Er begann seinen Dienst als Grenadier und wurde im Laufe seiner Dienstzeit, vermutlich nach bestandener II. Schießklasse zum überzähligen Gefreiten befördert. Als überzählige Gefreite wurden die für ein Jahr freiwillig eingetretenen Soldaten bezeichnet, sie waren nicht Unteroffizierstauglich (Quelle).


Gottlieb war zu dieser Zeit 1,71m groß und kräftig. Sein Kinn war rund, seine Nase hatte eine breite Erscheinung und seine Haare wurden als blond beschrieben. Er scheint eine Narbe am linken Daumen gehabt zu haben. Wie er sich diese wohl zugezogen hatte?

Seine Fußlänge wurde mit 27cm angegeben, was einer Größe 42 entspricht (Quelle).


Während seiner einjährigen Dienstzeit scheint Gottlieb mehrfach krank gewesen zu sein. So ist in der Friedensstammrolle verzeichnet, dass er vom 20. November bis 27. Dezember 1902 krank war. Vom 27. April bis 30. Mai 1903 war er wieder krank, diesmal aufgrund einer wundgelaufenen rechten Verse und einer sich vermutlich daraus entwickelten Entzündung am rechten Fuß. Am 30. September 1903 wurde Gottlieb mit guter Führung nach Unterensingen entlassen.


Außerdem:


Gottlieb und Hedwig waren mit Familie Kreh bekannt, die sie aus Unterensingen kannten und die zwischen April 1932 und Mai 1934 ebenfalls in Berlin lebten. Wie es der Zufall so will, hat mich im letzten Jahr Gabi gefunden, die Enkelin eben dieser Familie Kreh. In ihren alten Fotoalben konnte sie ein winziges Foto, einen sogenannten Kontaktabzug, finden, auf dem Familie Kreh und Familie Kemmner bei einem gemeinsamen Ausflug auf die Pfaueninsel in Berlin zu sehen sind. Das Original-Foto ist kaum größer als eine Briefmarke und trotzdem freue ich mich über jedes kleine Puzzleteil, dass Gottlieb's Leben weiter veranschaulicht.


Gabi's Familie Kreh ist rechts im Bild: die Frau ohne Hut, das Mädchen mit Zöpfen und die beiden Jungs ganz recht und mit erhobenen Arm. Gottlieb muss also mit Tochter Marianne auf den Schultern links im Bild sitzen. Seine Frau Hedwig wird die Frau mit Hut sein.


Die Pfaueninsel ist eine kleine Insel in der Havel, unweit von Berlin und hat ihren Namen von den dort freilaufenden Pfauen erhalten (Quelle). Die beiden Familien und die Kinder hatten bei ihrem Ausflug bestimmt viel Spaß, haben gespielt, getobt und den schönen Tag genoßen.

Kemmner Kreh Pfaueninsel
Die Familien Kreh und Kemmner bei einem gemeinsamen Ausflug auf die Pfaueninseln (Quelle: Gabi Kreh-Brettel).
 

Anna und Wilhelm lebten zunächst in Stuttgart und zogen später nach Wien, wo Wilhelm seinen Bruder beruflich unterstützte. Die beiden hatten zwei Kinder: Walter und Charlotte.


Durch Zufall bin ich vor Kurzem auf den Eintrag im Familienregister der evangelischen Kirche in Unterensingen gestoßen, der dort im Jahr 1916 angelegt wurde. Dort werden zwei weitere Kinder genannt, die am 15. März 1912 in Stuttgart geboren wurden. Die Zwillinge wurden noch am gleichen Tag getauft. Da nicht getaufte Kinder früher angeblich vom Paradies ausgeschlossen wurden, wurden besonders kranke und schwache Neugeborene zur damaligen Zeit noch am gleichen Tag getauft, sodass sie ins Paradies kommen konnten. Ich kann mir daher vorstellen, dass die Zwillinge bei der Geburt schwach waren. Sie sind noch im gleichen Jahr gestorben, leider ist das Datum nicht vermerkt.


Außerdem:


Um eine würdige Gedenklösung für Wilhelm zu finden, hat der Volksbund Wilhelm im virtuellen Gedenknamenbuch der Kriegsgräberstätte Berru aufgenommen.

Gedenknamenbuch Friedhof Berru Wilhelm Kemmner
Wilhelm wurde im Gedenknamenbuch der Gefallenen auf dem Friedhof Berru aufgenommen (Quelle: Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge).
 

Christian und Emma waren Anfang des 20. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert. Doch mein Opa, der 1922 geboren wurde, berichtet, Christian gekannt zu haben.


Christian lebte und arbeitete in Stuttgart beim Stuttgarter Hofbräu. Seine Frau Emma hat mein Opa nie kennengelernt. Vielleicht lebte diese auch schon nicht mehr? Den Angaben zufolge müsste Christian nach seiner Auswanderung in die USA zurück nach Deutschland gekommen sein. Doch was ist aus Emma geworden? Üblich war eine Rückreise ins Heimatland damals sicher nicht, schließlich war die Überfahrt teuer. Aber ausgeschlossen war eine Rückkehr deshalb natürlich nicht.

Mein Opa erinnert sich auch an einen Streit mit seinen Verwandten. Vielleicht war das sogar sein Grund für die Auswanderung? Wer kann das nach so langer Zeit schon noch wissen? Glücklicherweise wurde der Streit beigelegt. Christian erzählte meinem Opa von einem Grundstück mit Gartenhäuschen im Remstal, dass er besaß. Das Remstal liegt nördlich von Unterensingen, nahe dem Ort Backnang, in dem Christian und Emma vor ihrer Auswanderung lebten.

Wie bereits im Eheregister eingetragen, findet sich im Familienregister von Backnang unter der Nr. 12-140 ein Eintrag zu den beiden. Dort ist jedoch vermerkt: Mitte 1910 nach Eningen übergeben. Sowohl in Eningen unter Achalm als auch in Ehningen bei Böblingen findet sich jedoch kein Eintrag der beiden. Stattdessen habe ich online einen Eintrag im Familienregister Eglosheim gefunden, dass mittlerweile zu Ludwigsburg gehört. Leider ist jedoch kein Datum vermerkt.

Im Stuttgarter Adressbuch von 1919 wurde ich ebenfalls fündig: Hier ist ein Christian Kemmner, Metzger, in der Hackstraße 69.2 verzeichnet. Im Jahr 1928 ist Christian dann als Flaschenarbeiter im Adressbuch gelistet und ab 1934 als Brauereiarbeiter, wie es mein Opa erinnert. Auch mein Onkel 2. Grades Martin erinnert sich, dass Christian bei der Brauerei Dinkelacker gearbeitet hat. Dann zieht Christian um: Im Adressbuch aus 1938 lautet seine Adresse nun Rotenbergstr. 25. Doch was war aus Emma geworden?

Bei einem Besuch im Staatsarchiv Ludwigsburg habe ich dann weitere Informationen gefunden: 1928 hat Christian einen Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses gestellt. Dieser Antrag befindet sich heute im Staatsarchiv. Auf den Antrag gibt Christian an verheiratet zu sein und in der Hackstraße 69 zu leben. Er gibt an eine mittlere Gestalt zu haben und ein ovales Gesicht. Seine Augen seien grau und sein Haar graugemischt. Seine Staatsangehörigkeit ist Württembergisch und er gibt an. seit etwa acht Jahren in Stuttgart zu leben. Diese Angabe stimmt mit seinem Eintrag im Adressbuch überein. Mit offiziellem Stempel ist gekennzeichnet, dass Christian seit dem 05.07.1919 in Stuttgart gemeldet ist.

Als Nachweis über seine Personalien liegt sein Ausweis von 1923 bei. Auf diesem gibt er seine Augenfarbe noch als blau und seine Haare als braunmeliert an. Am interessantesten ist jedoch sein Foto und seine Unterschrift.

Leider verliert sich die Spur dann wieder. Martin konnte sich noch erinnern, dass Christian Ende der 1950er Jahre starb. Er wurde nicht in Unterensingen beerdigt, sondern vermutlich in Stuttgart. Bisher kenne ich weder sein Sterbedatum noch seine Begräbnisstätte.


 

Im Wiener Adressbuch ist Gottlob von 1912 bis 1917 zu finden. Zwar wird er unter dem Namen Gottlieb oder Gottfried geführt, er wird aber auch als Mechaniker beschrieben. 1912 lebte er zunächst in der Schaumburgergasse 1.


Im Neuen Wiener Tagblatt vom 28. November 1912 sucht er nach einem tüchtigen Magnetmacher für die Werkstätte in der Grailichgasse 3 (S. 48).


„Für den weiteren Ausbau seines Geschäftes holte er seinen Bruder Wilhelm, der ebenfalls gelernter Mechaniker war. Das Geschäft florierte. Die Brüder entschlossen sich für den kaufmännischen Bereich einen Kaufmann, Herrn Hossfeld, einzustellen“ (Kemmner, Ein Blick zurück: Brot und Salz - Gott erhalt's).


Da ich seinen Bruder Wilhelm nicht im Wiener Adressbuch finde, vermute ich, dass Wilhelm mit seiner Familie bei Gottlob gewohnt hat. Das würde auch erklären, weshalb Gottlob bereits 1913 unter einer neuen Adresse etwas außerhalb des Stadtkerns zu finden ist. 1913 und 1914 lautete seine Adresse Maxingstraße 30.


Die großen Werkstätten werden im Jahr 1913 in die Untere Viaduktgasse 8 verlegt (Österreichische Fahrrad- und Automobilzeitung, 25. Februar 1913, S. 15). Diese Adresse befindet sich direkt neben den alten Werkstätten, scheint aber deutlich mehr Platz zu bieten.


Im Jahre 1913, als Gottlob 28 Jahre alt war, verstarb sein Vater nach kurzer Krankheit plötzlich.


Als sein Bruder Wilhelm 1914 zum Krieg eingezogen wurde „musste Gottlob noch mehr Arbeit übernehmen, von Schonung war keine Rede mehr. Sein Zustand verschlechterte sich rapide“ (Kemmner, Ein Blick zurück: Brot und Salz - Gott erhalt's). Die Ärzte stellten bei Gottlob eine Kehlkopfschwindsucht fest. Trotzdem arbeitete Gottlob hart. Er zog 1915 ein paar Hausnummern weiter in die Maxingstraße 60. Ab 1916 lebte er in der Altgasse 17 in Wien.


1916 wurde die Eisemann Werkstätte umfirmiert. In der Allgemeinen Automobilzeitung heißt es am 20. Februar 1916: "Die Leitung der Zweigniederlassung [in der Breitenfeldergasse Nr. 20] liegt in den bewährten Händen des G. Kemmner". Auch im Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Zentralanzeiger für Handel und Gewerbe finden sich offizielle Informationen über Gottlob als inländischer Vertreter der Firma Eisemann (26. Januar 1916).

„Immer öfter litt Gottlob an hartnäckigen Erkrankungen, zum Auskurieren nahm er sich nie die notwendige Zeit. Er litt immer häufiger an Heiserkeit. Er erzählte seiner Schwester Marie, dass er sich beim Einfahren und Einstellen der Automotoren immer wieder aufs Neue erkälten würde. Die Autos hatten damals noch keine geschlossenes Führerhaus, sodass der Fahrer Wind und Wetter direkt ausgesetzt war“ (Kemmner, Ein Blick zurück: Brot und Salz - Gott erhalt's).


Kehlkopfschwindsucht wurde zur damaligen Zeit auch als "Schwarzer Tod" bezeichnet. Heutzutage kennt man die Krankheit als Tuberkolose. Betroffene leiden häufig unter einem geschwächten Immunsystem, wie vermutlich auch Gottlob, der durch das ständige Einfahren der Automobile bereits angeschlagen war. Er kam zurück nach Unterensingen und sein Zustand schien sich zu bessern. Doch plötzlich bekam Gottlob starkes Fieber. Meinem Opa wurde berichtet, dass das Fieber so hoch war, dass Gottlob nichts mehr wusste und nicht mehr zur Besinnung gekommen ist. Nur vier Jahre nach seinem Vater, starb Gottlob am 10. März 1917 mit nur 32 Jahren an Tuberkolose.


Im evangelischen Kirchenbuch von Unterensingen findet sich auch das Datum seiner Bestattung: Er wurde drei Tage nach seinem Tod auf dem Friedhof in Unterensingen beigesetzt (Württemberg, Germany, Lutheran Baptisms, Marriages, and Burials, 1500–1985).


„Von dem was Gottlob besessen hatte, blieben nur noch zwei Koffer mit persönlichen Habseligkeiten und ein Nachruf der Firma Eisemann. In den 30er Jahren übernahm die Robert Bosch GmbH die Firma Eisemann" (Kemmner, Ein Blick zurück: Brot und Salz - Gott erhalt's).


An anderer Stelle wird beschrieben: "Kemmner war einer der ersten Fachleute auf seinem Gebiet und hatte im Verkehr eine so liebeswürdig biedere schwäbische Art, dass er alle Leute damit gefangennahm. Man nannte ihn gewöhnlich nur 'unser Schwob'" (Allgemeine Automobil Zeitung, 25. März 1917, S. 31).


Etwa ein halbes Jahr nach seinem Tod findet sich nur noch die Löschung seiner inländischen Firmenvertretung im Zentralanzeiger für Handel und Gewerbe (Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 12. September 1917).

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